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16 Dinge, die sich verändern, wenn du längere Zeit im Ausland lebst

Dinge, die du im Ausland lernst

Oft werde ich gefragt wie es ist in Barcelona zu wohnen. Ob ich “mein zu Hause” nicht vermisse. Ob ich einen Job habe und wie ich mich finanziell über Wasser halte bei der schwierigen wirtschaftlichen Situation, in der sich Spanien gerade befindet. Ich muss gestehen, dass ich auch oft das Gefühl habe, dass viele denken, ich verbrächte die meiste Zeit am Strand in Barcelona oder auf Reisen. Schön wär’s, liebe Leute. Unsereins muss leider auch für seine Brötchen arbeiten. Ok, jetzt gerade liege ich wirklich am Strand und schreibe diesen Post, aber ich habe meine To-Do-Liste für heute auch schon abgearbeitet. 😉

Dann wiederum gibt es einige, die mich fragen warum ich damals “ausgewandert” bin. Was eine total legitime Frage ist und ich freue mich, dass es so viel Interesse gibt. Jedoch finde ich das Wort “auswandern” so schrecklich. Ich mochte es noch nie. Es hört sich so endgültig an. Und irgendwie auch negativ. Als würde man nicht zurückkehren dürfen/können/wollen. Als hätte man dem Land, in dem man geboren wurde, für immer den Rücken gekehrt. Ausserdem verbinde ich es immer mit der TV-Serie “Die Auswanderer” und mit der will ich auch nicht unbedingt assoziiert werden.

Viel mehr empfinde ich meine Entscheidung mit 22 Jahren nach Barcelona zu gehen als Erkundung und Horizonterweiterung, die eine Entwicklung meiner Persönlichkeit mit sich gebracht hat, die ich in Deutschland sehr wahrscheinlich in eine ganz andere Richtung gemacht hätte. Vermutlich hätte ich auch an einen anderen Ort gehen können, der einen ähnlichen Flair hat wie Barcelona. Der ähnlich international ist und Studenten, Expats und Startups anzieht. Vielleicht aber auch nicht.

Fakt ist, dass sich meine Sicht auf die Dinge und meine Gefühle krass verändert haben, seitdem ich ausserhalb meines Heimatlandes lebe.

Klar soll man nicht von sich auf andere schliessen, aber die nachfolgenden Punkte empfinde nicht nur ich so, sondern auch viele meiner Freunde hier in Barcelona und auf der Welt. Wir alle sind an unterschiedlichen Orten der Welt geboren und haben uns letztendlich ganz woanders getroffen. Mal sehen, ob du mir/uns zustimmst.

Was du lernst, wenn du im Ausland lebst.

 

1. Du hast mehrere “zu Hause”

Wann immer ich auf Heimatbesuch in Hamburg bin fühle ich mich zwar willkommen und geliebt von meiner Familie und Freunden. Dennoch vermisse ich meine Freunde aka Familie (Freunde an einem anderen Ort werden teil deiner Familie.) in Barcelona. Bin ich dann wieder zurück in Barcelona, vermisse ich meine Familie in Hamburg, den Eisladen von nebenan und den Luxus mich mit geliebten Menschen treffen zu können, wann immer ich möchte und es nicht Wochen im Voraus planen zu müssen.

 

2. Du plapperst ungewollt in der falschen Sprache los

Mittlerweile spreche ich drei Sprachen. Deutsch, Englisch und Spanisch mischen sich oft in meinem Kopf. Mit einigen Freunden spreche ich auf der einen Sprache und mit einigen auf der anderen. Kommen wir zusammen entsteht eine Verwirrung im Unterbewusstsein, obwohl wir uns auf eine Sprache (meistens Englisch oder Spanisch) geeinigt haben. Weil es vielen von uns so geht, macht es aber überhaupt nichts, wenn jemand auf einmal eine fremde Sprache mit in das grosse Wirrwarr wirft. Es ist so lustig und ich liebe es.

Selbst mit Mutti am Telefon fallen mir hin und wieder die Worte nur auf einer anderen Sprache ein. Manche Worte passen auch einfach viel besser zum Gefühl oder zu der Situation, die ich beschreiben will, denn einige gibt es im deutschen Wortschatz so gar nicht. Manchmal fällt mir das richtige Wort aber auch einfach nicht auf Deutsch ein. 😉

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3. Du bekommst ständig die gleichen Fragen gestellt und hast deine Antwort schon parat

In Deutschland bekomme ich Fragen, wie “Hast du denn da einen Job?”, “Dort bekommt man aber nicht gerade viel Gehalt, oder?”, “Die Katalanen sprechen doch gar kein Spanisch, wie kannst du dich da nur verständigen?”, “Bleibst du jetzt für immer in Barcelona?”. Ich denke, jede Frage ist berechtigt und es gibt generell keine dummen Fragen, aber wie du herauslesen kannst, stecken in einigen Vorurteile. Das macht mich manchmal etwas traurig und ich fühle mich dann dazu berufen sie zu beseitigen. Natürlich habe ich die Antwort schon parat.

Im Ausland kommen mir auch Vorurteile und immer die selben Fragen entgegen. Eine direkte Assoziation ist natürlich die Frau Merkel. Je nach Herkunftsland und Erfahrung mit Deutschen der fragenden Person wird man mit positiven oder negativen Kommentaren und Fragen überschüttet. Allerdings deutlich mehr positiv…

Das politische Halbwissen ist gefolgt von Kommentaren zu meinem Erscheinungsbild. Kurze Info: Meine Haut ist meistens einige Nuancen dunkler als die meiner Freunde (frag mich nicht warum, aber ein paar Sonnenstrahlen reichen schon und ich seh aus als hätte ich einen 2-wöchigen Strandurlaub hinter mir), meine Haare sind braun bis dunkelbraun und ich habe grüne Augen.

So sieht nun mal kein deutsches Mädel aus. 😉 Und dann bekommt man zu hören “Richtig deutsch bist du aber nicht, oder?”. “Was heisst schon richtig deutsch?”, habe ich mich am Anfang noch gefragt.

Meiner Meinung nach sind wir alle gleich und es ist komplett egal wie wir aussehen, wo wir geboren sind oder welche Sprache wir sprechen. Was zählt ist der Mensch, der in einem steckt. Auf Reisen wird mir das immer wieder so bewusst und ich hoffe, dass die Menschen, die so unterscheiden, das irgendwann auch sehen können.

Ja, ich habe eine sehr romantische Vorstellung von der ganzen Sache hier, aber mir konnte auch noch keiner das Gegenteil beweisen.

 

4. Du eignest dir die Kultur des neuen Landes an und verlierst dabei jedes Mal wieder ein Stück deiner eigenen. Es mischt sich alles.

Dieser Punkt unterstützt meinen letzten so krass. Kulturen und Bräuche sind so unterschiedlich und so spannend. Jedes Mal, wenn du in eine neue Kultur eintauchst lernst du eine Menge. Lebst du eine Zeit lang in dieser Kultur, passt du dich automatisch an.

Zum Beispiel isst man in Spanien erst ab 14 Uhr Mittagessen. In Deutschland geht man schon gegen 12 Uhr in die Mittagspause. Nach 4 Jahren Barcelona, kann ich mir nicht mehr vorstellen so früh schon Mittag zu essen. Das ist nur ein kleines Beispiel und es gibt natürlich unzählige mehr.

 

5. Du verpasst wichtige Ereignisse, sei es Hochzeiten von Freunden oder Geburtstage

Man kann eben nicht auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Lebst du weiter weg sind Ereignisse in deiner Heimatstadt, an denen du gern teilnehmen möchtest, immer mit der Buchung eines Fluges, Geldausgaben und Zeitaufwand verbunden. Natürlich versuche ich immer bei wichtigen Events dabei zu sein, aber manchmal klappt es eben nicht.

Als ich noch fest angestellt war, war es noch schwieriger nach Hause zu fliegen. Ich musste meinen Urlaub für Heimatbesuche nutzen, bei denen ich dann in der kurzen Zeit versucht habe alle lieben Menschen zu sehen und so viel wie möglich zu unternehmen. Am Ende war ich urlaubsreifer als vor dem Urlaub.
Manchmal bekommt man aber auch erst gar nicht frei, wenn man es gerade braucht und so lange bleiben, wie man gerne möchte, ist auch nie möglich.

Ich möchte dir ein Beispiel geben:

Ein Ereignis, das mich sehr mitgenommen hat, war der Tod meines Opas im April 2015. Ich war gerade erst in Deutschland zu Besuch gewesen und kurze Zeit darauf starb er. Es war absehbar, weil er schon lange krank war und dennoch ein Schock. Als mich meine Mutter auf der Arbeit anrief, wusste ich erstmal nicht was ich machen sollte.

Nach Hause fliegen? In Barcelona bleiben? Konnte ich vor Ort helfen? Würde ich bei der ganzen Trauer und der Organisation der Beerdigung und der Auflösung seines Zimmers in der Residenz nur im Weg stehen? Vielleicht könnte ich aber auch für meine Oma und meine Mutter da sein und sie trösten?

Diese und viele andere Fragen kreisten in meinem Kopf und wenn ich sie Menschen stellte, sagte jeder etwas anderes. Ich wusste nicht was das Richtige war. Nach einem ehrlichen und ausführlichen Gespräch mit meiner Mutter (Tage nach seinem Tod), kam ich zu dem Entschluss in Barcelona zu bleiben und erst einige Wochen später nach Hamburg zu fliegen.

Das mag für viele komisch klingen, aber es war eine gute Entscheidung, wenn ich jetzt zurückblicke. Denn letztendlich ist der Tod eines geliebten Menschen ein Schock, den jeder für sich selbst verarbeiten muss und dabei kann dir nun mal keiner helfen. Man fühlt sich aber irgendwie hilfloser, wenn man so weit weg ist von dem Geschehen. Bei Gesprächen mit den Liebsten am Telefon kann man sie nicht sehen und hat somit ein verzerrtes Bild davon wie es ihnen geht. Besonders, wenn sie gute Schauspieler sind und dich nicht belasten wollen. 😉

Meinen Urlaub auf Fuerteventura einige Tage darauf habe ich sausen lassen, weil mir einfach nicht nach “geniessen” zu mute war. Rückblickend hat es mir jetzt aber auch nichts gebracht in Barcelona traurig zu sein. Da hätte ich auch auf Fuerteventura trauern können oder eben in Hamburg.

Für mich war es sehr schwer einzuschätzen was zu tun ist. Wäre ich vor Ort gewesen, hätte ich diese ganzen Entscheidungen nicht treffen müssen.

 

6. Du alterst langsamer

Viele meiner Freunde und Bekannte “zu Hause” haben bereits Kinder oder bauen ein Haus für das sie einen riesigen Kredit aufgenommen haben. Ich hingegen bin immernoch dabei die Welt zu entdecken und fühle mich schon eingeschränkt, wenn ich shoppen gehe und neue Klamotten kaufen muss (z.B. wenn etwas kaputt geht). Ich kann mir absolut nicht vorstellen ein Haus zu kaufen und in dem für immer wohnen zu müssen. Würde ich ein Haus kaufen, dann würde ich es wahrscheinlich vermieten.

Kinder sind ein Thema, mit dem ich mich in ein paar Jahren noch einmal auseinander setzen werde.

Diese Denkweise sehe ich in jedem meiner Freunde, die für längere Zeit gereist sind oder im Ausland leben.

Zum Älterwerden gehört natürlich nicht nur sesshaft zu werden, sondern viel mehr.

Wenn du im Ausland lebst/gelebt hast bleibst du zusätzlich neugierig, urteilst nicht so schnell und siehst die Welt im Allgemeinen eher wie ein Spielplatz. Im besten Fall. Du alterst langsamer.

 

7. Du willst mehr

Mehr Reisen, mehr lernen und mehr Freiheit im Allgemeinen.

 

8. Dein Handy wird zu deinem wichtigsten Besitz

Video-Telefonate und Whats App sind nicht aus meinem Leben weg zu denken, weil ich nur so mit meinem Liebsten in Kontakt bleiben kann.

 

9. Du wirst selbstbewusster und lernst dich kennen

In einem Land, in dem du zunächst die Sprache vielleicht nicht kannst und komplett auf dich allein gestellt bist, verlässt du deine Komfortzone regelmässig.

Du machst Dinge und meisterst Situationen, die du niemals für möglich gehalten hast.

Dadurch wächst du unglaublich schnell und lernst dich erst wirklich kennen.

 

10. Du wirst offener und toleranter

Nicht nur anderen Kulturen gegenüber, sondern auch verschiedenen Verhaltensweisen. Weil du weisst, dass jeder sein Päckchen zu tragen hat und dass das Leben eben nicht immer so läuft wie geplant bzw. gewünscht.

 

11. Du wirst zum Geschichtenerzähler

Du erlebst so unglaublich viele Dinge in anderen Ländern, einige sind witzig und andere wiederum erst ziemlich nervig oder beängstigend. In jedem Fall füllt sich dein Repertoire an Geschichten, die du mit anderen teilen möchtest (manchmal möchte man sie auch nicht teilen. :P) und so wirst du zum Storyteller.

 

12. Du nimmst viele Dinge nicht mehr so ernst

Du hörst auf dich über Dinge aufzuregen bzw. dir diese zu Herzen zu nehmen, weil du weisst, dass alles relativ ist.

Du entwickelst ein Grundvertrauen, dass alles gut wird. Weil alles gut wird.

Achtung: Vorurteilalarm!

In Deutschland wird immer gern gemeckert. Über das Wetter. Über die Regierung (berechtigt oder nicht, da kann man glaub ich in vielen Ländern gerade viel meckern). Über die Arbeitskollegen oder den Chef. Über die Nachbarn.

Wie auch immer, meckern kostet unnötige Energie und ändert doch nichts an der Situation. Also änder das was dich stört und wenn es nicht in deiner Macht steht, dann hör auf dich aufzuregen.

Geniess dein Leben verdammt nochmal. Es ist doch schon kurz genug.

13. Du lernst Liebe mehr zu schätzen

Liebe ist das, was jeder von uns sucht. Für mich ist es der Sinn des Lebens (Ohh, jetzt kommt sie hier auch noch mit der grossen Lebensfrage). Mal ehrlich, es dreht sich alles nur um Liebe, Macht und Geld. Schon immer.

Da Macht und Geld, meiner Meinung nach, auf Dauer nicht glücklich machen (weil sie als Substitute für Liebe verwendet werden), dreht sich alles nur um Liebe. Sei es die Liebe vom Partner, von der Familie oder Freunden. Alles ist Liebe auf verschiedenen Ebenen. Mit jemandem auf einer Wellenlänge zu sein, ist wie ein Gewinn im Lotto (witzig, dass ich hier wieder Geld mit ins Spiel bringe).

Und genau das habe ich in den letzten 4 Jahren gelernt, weil ich nicht immer mit meinen Herzensmenschen zusammen sein kann. Man weiss etwas erst zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat oder in meinem Fall, nicht immer haben kann.

 

14. Du geniesst Zeit mehr

Zeit ist unser wichtigstes Gut und wenn du begriffen hast, wie gross die Welt ist und wie klein du bist, dann beginnst du jeden einzelnen Moment zu geniessen. Denn wir sind nicht für immer hier und sollten das Beste aus der Zeit rausholen, die wir hier auf diesem wunderschönen Planeten sein dürfen.

Lebe im Hier und Jetzt. Sauge jeden Moment auf. Alles andere zählt nicht.

15. Geld und Besitz werden dir unwichtiger.

Zeit ist das Wichtigste was wir haben. Geld ist nur ein Mittel zum Zweck und Besitz ist Ballast (für mich jedenfalls). Wenn du von dieser Welt gehst, wirst du nicht den Flatscreen oder das geile Sofa mitnehmen können, das du dir durch harte Arbeit kaufen konntest. Und wenn du auf dem Sterbebett liegst, werden das auch nicht die Dinge sein an die du mit einem Lächeln zurückdenkst. Es werden deine Erlebnisse und erlebten Gefühle sein, die du mitnehmen möchtest.

Die Momente, die du mit anderen geteilt hast werden der Grund dafür sein, dass man dich hier vermisst.

16. Du lernst in manchen Situationen einfach mal die Klappe zu halten und zuzuhören. Du wirst zum Beobachter.

Yes, viel zu oft sind wir von uns überzeugt, möchten dem Gegenüber oder uns selbst etwas beweisen. Wir vergessen dabei zuzuhören.
Auf Reisen wirst du dazu gezwungen zuzuhören oder zuzuschauen, weil du eben der/die Neue bist. Wie damals, als du in die neue Klasse gekommen bist oder als du deinen neuen Job angefangen hast.

Du lernst dir die Situation erst einmal anzuschauen und dann mitzuspielen. Hälst du das gleiche Prinzip bei Gesprächen, wirst du merken, wie du auch hier wieder eine Menge lernen kannst und Missverständnisse werden vermieden.

Was du lernst, wenn du im Ausland lebst.

Meine Güte, das ist mal ein Artikel geworden. Ehrlich gesagt, könnte ich noch ewig weiterschreiben, denn ich lerne jeden Tag wieder etwas neues und ich veränder mich ständig. Dieser Artikel ist nur eine Momentaufnahme und es kann gut sein, dass sich der ein oder andere Gedanke wieder verändert.

 

Mich würde sehr interessieren, was du auf deinen Reisen bzw.im Ausland gelernt hast. Stimmst du mir in allen Punkten zu oder hast du bei manchen Dingen andere Erfahrungen gemacht? Habe ich noch etwas vergessen zu erwähnen? Ich freue mich auf deinen Kommentar.